Stefanies Herausforderung

Forschend tätig sein: Was habe ich schon zu sagen?  Ich habe doch nicht mal einen Schreibkurs im Studium gehabt und meine Abschlussarbeiten, nun ja, die waren mit Tränen, krampfenden Fingern und häufig stundenlangem Verharren vor einem weißen Blatt Papier verbunden. Das Ergebnis, nie perfekt! Texte sind für mich nicht Texte, während ich im Rahmen meiner wissenschaftlichen Karriere gelernt habe, wie man Drittmittelanträge schreibt oder auch Akkreditierungsunterlagen verfasst, bekomme ich allein beim Gedanken, daran Artikel zu schreiben, Magenschmerzen. Die (nein ICH) müssen doch gut genug sein, damit sie jemand veröffentlichen will. Meine großen Selbstzweifel, nicht fähig zu sein, gut genug schreiben zu können, haben dafür gesorgt, dass ich seit Anfang des Jahres bis heute parallel an drei Artikeln schreibe und nicht so richtig zum Abschluss komme, geschweige denn die Zeichenbegrenzungen einhalten zu können. In den letzten zwei Monaten gab es AHA Effekte, die mir gerade im Prozess helfen, vorwärtszukommen. Diese möchte ich gerne teilen. 

Stefanies Strategie

Ich habe lange gebraucht, das Problem zu adressieren, dabei ist mir aufgefallen, dass es nicht darum ging, dass ich das Problem nicht formulieren konnte. Es ist das Umfeld, was mir Angst machte das Thema überhaupt anzusprechen. Zunächst habe ich im kleinen Kämmerlein nach Fortbildungen, Büchern, Seminaren und/oder Workshops gesucht, die das Thema wissenschaftliches Schreiben von Artikeln adressieren. Hier wurde ich zwar fündig, finanzielle Ressourcen vorweggesagt, limitieren aber den Zugang. Es gibt einige Privatanbieter: innen, sogenannte „Schreibcoaches“ die sich dem Thema widmen. Von ihnen habe ich gelernt, erstmal mündlich mein Thema Freunden vorzutragen und dann in einer Struktur stichwortartig aufzulisten, was ich alles in den Artikel schreiben möchte. Über frei zugängliche Schreibseminare an Hochschulen habe ich Methoden gelernt, wie man eine Gliederung anfertigt und Übungen an die Hand bekommen für den Fall, dass ich mich festfahre und nicht weiterkomme.  Diese Besuche haben dazu geführt, dass ich erfahren konnte, dass Artikelschreiben keine Gabe ist. Es ist reine Übungssache. Nicht mehr so stark kopflastig verkrampft ist es mir dann gelungen, aktiv auf andere Promovierende zuzugehen und um Austausch zu bitten. Dieser Austausch war für mich der Schlüsselpunkt, denn ich war nicht mehr allein mit der Angst vor dem „nicht“ critical friend.  Für mich zusätzlich hilfreich war der Hinweis, dass mit der Einreichung eines Artikels oder Abstracts, ein weiterer Schreibprozess startet und man mit der Einreichung nicht fertig ist.  Mit dem Learningmindset „better done than perfect“ (Perfekt hier nicht fehlzuinterpretieren!) ist es mir gelungen, ein Abstract für eine Konferenz fertig zu stellen. Und wenn’s mal wieder schwierig wird, lade ich meine Dämonen zum Tee ein (Übung aus dem Buch von Joli Jensen 2017, S. 43). 
 
 

  • Insel der Forschung
  • Insel der Forschung 2.0.
  • 2024
  • Stefanie (42) hat u.a. Medizinethik studiert und ist gerade dabei die ersten Artikel für die kumulative Dissertation zu schreiben. In ihrem Statement zeigt sie Strategien auf, wie Forschende mit Schreibängsten und -blockaden überwinden können.

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