Im Rahmen der akademischen Forschungsreise der Lateinamerikastudien verbrachte ich einen Monat an der Südgrenze Mexikos in Tapachul im Forschungszentrum “Colegio de la frontera azul”. Ich dachte, dass es für die Festlegung meiner Forschungsfrage am besten wäre, wenn Forscher*innen, die aus der Region kommen und sich mit dem Thema beschäftigen, ihre Meinung über meine Forschungsfrage abgeben würden. Ich sprach mit dem Wissenschaftler Abdel Camargo. Er hatte zuvor eine Studentin betreut, die über die haitianische Diaspora in Tapachula geforscht hatte, und das war auch eine der ersten Arbeiten, die es zu diesem Thema überhaupt gab. Es war ein glücklicher Zufall, dass ich mich mit ihm austauschen konnte, und so stellte ich ihm meine Forschungsfrage vor. Er war nicht wirklich überzeugt und ich auch nicht, da die Forschungsfrage einfach viel zu abstrakt und allgemein war und das Thema Widerstand auch schwer zu erforschen gewesen wäre. Daraufhin habe ich das Projekt komplett umgestellt, weitergelesen, recherchiert und mich mit der Studentin ausgetauscht, die ihre Masterarbeit zu diesem Thema geschrieben hatte. So entwickelte ich eine neue Forschungsfrage, in der ich den Fokus auf das alltägliche Leben der haitianischen Menschen richtete, die sich im Transit auf dem Weg in die USA auf einem öffentlichen Platz in Mexiko-Stadt aufhielten bzw. lebten. Die Organisation der Menschen, die Rollenverteilung und die Spannungen zwischen den Menschen waren zentrale Themen meiner Forschung. Meine Strategie war also, erst einmal einzusehen, dass mein Thema nicht wirklich passte, und dann ein anderes, realistisches Thema zu suchen, wobei mir die Recherche vor Ort sehr geholfen hat.