Kevins Herausforderung

Forschend tätig sein: Also Politik ist generell bei Menschen ein Thema, was sie ablehnen und wenn ich das direkt anspreche, was mein Hauptthema ist, dann hätten viele Vereine nicht mit mir gesprochen. Einige Vereine antworteten mir nicht einmal per Mail oder nur in sehr unregelmäßigen Abständen. Natürlich wäre es auch eine Möglichkeit einfach zu den jeweiligen Spielen zu fahren und dort eine Kaltacquise durchzuführen. Andererseits sprengte es auch meine persönlichen Grenzen, da man nicht einfach zu den Spielen gehen kann und die Leute mit den Worten: “Hallo, ich bin ein Student- ich würde gerne mit der Mannschaft sprechen oder können wir Termine für ein Interview vereinbaren?” ansprechen kann. Das kommt leider sehr unseriös rüber. Also diesen ersten Kontakt mit Person herzustellen, mag für viele Menschen funktionieren, aber nicht für mich. Die Interviews in Chile waren hauptsächlich auch durch die Sprachbarriere eingeschränkt. Klar, spreche ich Spanisch aber nicht auf diesem Niveau. Den Kontakt generell zu den Sportvereinen herzustellen war ebenfalls eine Problematik. Und ich bin jetzt auch nicht der extrovertierteste Mensch, also habe ich es zunächst per Mail versucht. Wenn es dann per Mail tatsächlich zu einem Treffen kam, war es in Chile. Trotzdem war es sehr schwer den Teilnehmenden auf Spanisch zu erklären, was man genau von ihnen möchte bzw. was sie zu meiner eigenen Forschung beitragen können.

Kevins Strategie

Aufgrund einer leichten social anxiety und meines Anliegens der Planung des Forschungsvorhabens, war es für mich ausgeschlossen einfach zu den Vereinen zu fahren und meine Fragen zu stellen, und daher akquirierte ich die Interviewtermine per Mail. Ich habe zunächst viele Fragen über den Verein an sich gestellt und meine Forschungsfragen eher verpackt gestellt, um die Leute nicht mit politischen Fragen zu überrumpeln. Wenn man zunächst einen Termin per Mail mit seinem Anliegen vereinbart, weiß die Mannschaft in der Regel schon Bescheid. Natürlich ist man immer abhängig von der Rückmeldung und dem Engagement der Interviewenden, aber es gibt da keine andere Lösung. In Hamburg habe ich tatsächlich weniger Rückmeldungen per Mail bekommen, und daher spiele ich auch mit dem Gedanken eventuell anzurufen oder einfach zu Spielen zu gehen, da ich leider auch einem Zeitdruck unterliege. Die Migrant:innen aus Italien, welche in Chile lebten, hatten ein klareres Spanisch, da sie mit keinem bestimmten Dialekt sprachen und waren daher leichter zu verstehen. Jedoch waren die ecuadorianischen Vereinsmitglieder superschwer zu verstehen. Das sind dann einfach sprachliche Diskrepanzen, die man in die Diskussion der Forschung wieder thematisieren kann. Deutsch ist nun mal meine Muttersprache und daher sind die Fragen und Antworten eventuell konkreter formuliert als in den spanischen Interviews. In Bezug auf die Sprache kann man auch auf K.I-Tools vertrauen. Ich habe es mir wesentlich schlechter vorgestellt aber die Transkription der spanischen Sprache verlief ganz gut und ich kontrollierte diese am Ende natürlich nochmal.

  • Insel der Forschung
  • Insel der Forschung 2.0.
  • 2024
  • Kevin schreibt seine Masterarbeit über die politische Aktivität in migrantischen Sportvereinen und ist dafür nach Chile gereist, um Interviews mit verschiedenen Vereinen durchzuführen und einen Vergleich zwischen Santiago de Chile und Hamburg herzustellen. In seinem Statement zeigt er auf, wie er mit sozialen Ängsten und Sprachbarrieren während des Forschungsprozesses umgegangen ist.

  • Fallbeispiel oder Praxisbericht (z.B. Projektbeschreibung) | Studentische Statements
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  • Deutsch
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  • Insel der Forschung (2024). Interviews führen trotz Social Anxiety und Sprachbarriere:: Studentische Statements.
  • > 3. Master Semester
  • Lateinamerikastudien