Anahitas Herausforderung

Forschend tätig sein: Ich habe während meines Bachelorstudiums viele, viele Hausarbeiten geschrieben. Kein Wunder, bei den beiden geisteswissenschaftlichen Fächern: Im Hauptfach habe ich Allgemeine Sprachwissenschaft studiert und im Nebenfach Gebärdensprachen. Das waren allerdings alles Literaturarbeiten, das heißt konkret: Frage ausdenken, dazu lesen, lesen und noch mehr lesen und dann aus den gegebenen Texten etwas Neues schreiben. Darin war ich also kurz vor meiner Bachelorarbeit bereits sehr erfahren, was einerseits natürlich praktisch ist, andererseits aber auch ziemlich langweilig sein kann. Deswegen wollte ich es in meiner Bachelorarbeit anders machen und selbst forschen. Mein Thema „Code-Switching* zwischen Deutsch und Persisch in der WhatsApp-Kommunikation“ war schnell gefunden. Ich wusste auch, dass es die WhatsApp-Chat-Datenbank MoCoDa2 gibt, in der gespendete Chats zu Forschungszwecken verwendet werden dürfen. Zuerst wollte ich meine Daten aus MoCoDa2 nehmen, doch es fiel mir schnell auf, dass dieser Korpus noch sehr klein ist und dementsprechend kaum persische Sprachbeispiele aufweist, was mich zunächst vor eine Herausforderung in meiner Forschung stellte. 
 

Anahitas Strategie

Ich musste dann umplanen und entschied mich dafür, mein deutsch-persisches Umfeld nach anonymisierten Chatausschnitten zu fragen. Leider kamen auch dort nicht allzu viele Rückmeldungen, aber doch genug, dass ich eine qualitative und eine ganz kleine quantitative Untersuchung durchführen konnte. Ich musste dann nur noch für ein Programm zur Datenanalyse auswählen und ausprobieren, wie es am besten funktioniert, denn die Chat-Forschung ist noch sehr jung und es gibt kaum Literatur dazu. Dies führte zu einigen Frustrationsmomenten und Anpassungen meines Forschungsplans. Am Ende kam allerdings ein zufriedenstellendes Ergebnis aus meiner Analyse heraus.  
Dabei hatte ich das Glück, einen sehr engagierten Erstprüfer zu haben, der mir immer schnell geantwortet hat, gute Tipps hatte und mir manchmal auch Entscheidungen leichter gemacht hat, in dem er seine Meinung dazu gegeben hat. Außerdem habe ich eine frühere Dozentin angeschrieben und ab und an um nützliche Hinweise gebeten. Dabei war auch die emotionale Unterstützung durch ihre schnellen und ausführlichen Antworten und ermutigenden Worte eine große Hilfe, die mir half, Krisen beim Forschen zu überwinden. 
Mein Fazit ist also: Sich erlauben, Fehler zu machen und Änderungen nicht als Scheitern zu sehen, sondern nach Hilfe zu fragen, wenn es mal hakt, befreit unheimlich und bringt einen voran. 
 
 
*als Code-Switching bezeichnet man das Wechseln zwischen Sprachen oder Sprachvariationen innerhalb eines Kontexts oder einer Konversation. 
 

  • Insel der Forschung
  • Insel der Forschung 2.0.
  • 2024
  • Anahita (23) hat Allgemeine Sprachwissenschaft studiert und ihre Bachelorarbeit über Code-Switching in der WhatsApp-Kommunikation geschrieben. Sie zeigt, dass Fehler und Momente des Scheiterns in der Forschung ganz normal und für den Prozess gewinnbringend sind.

  • Fallbeispiel oder Praxisbericht (z.B. Projektbeschreibung) | Studentische Statements
  • Text/Textdokument
  • Deutsch
  • CC BY SA (unsere Empfehlung: Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)
  • Insel der Forschung (2024). Zum ersten Mal selbst forschen: Fehler machen, den Plan umstrukturieren und nach Hilfe fragen ist ganz normal: Studentische Statements.
  • > 3. Bachelor Semester
  • Allgemeine Sprachwissenschaft