Forschendes Lernen in Zeiten der (physischen Distanzierung und) Digitalisierung

Die folgende Textsequenz bzw. Fallvignette schildert eine Situation im Kontext einer Lehre, die forschendes Lernen zum Ziel hat. Die beschriebene Situation fordert Sie als Lehrende heraus und verlangt möglicherweise von Ihnen, dass Sie unmittelbar handeln. Ziel der Bearbeitung der Fallvignette ist es, dass Sie sich Gedanken darüber machen können, was Sie in einer solchen Situation tun oder wie Sie eine solche verhindern könnten. Vielleicht aber schätzen Sie die Situation auch als problemlos und eher lernförderlich ein. So oder so können sich auf diese Weise sozusagen präventiv mit möglichen Herausforderungen vertraut machen und Ihre eigenen Bewertungen und Handlungsimpulse reflektieren.

Die beschriebenen Situationen stammen aus Interviewdaten mit Koordinator_innen von Projekten zum forschenden Lernen und wurden für den genannten Zweck zugespitzt. Es wurden die geläufigsten Herausforderungen, die in Lehrangeboten zur Förderung forschenden Lernens vorkommen, ausgewählt und in Fallvignetten umgewandelt.

Wieder ein neues Semester. Ihre Hochschule fordert, den digitalen Wandel endlich auch aktiv zu beleben und in der Lehre umzusetzen. Auch Ihr Kollege meinte, dass sich die Arbeit durch digitale Tools deutlich vereinfachen ließe. Außerdem sind Sie umgezogen, haben eine weitere Pendelstrecke als zuvor und möchten daher Ihre Präsenzzeit an der Hochschule möglichst minimal gestalten. Doch forschendes Lernen möchten Sie auch weiterhin umsetzen. Jetzt stellt sich die Frage, wie Sie es digital unterstützen können…

Umgangsweisen

Im Folgenden werden Umgangsweisen von Hochschulen vorgestellt, deren Koordinator_innen von Angeboten forschenden Lernens wir im Rahmen der Forschungsphase von FideS interviewt haben.

Hinweis: Um Datenschutzprobleme zu vermeiden, ist es ratsam, sich vorab bei den Beauftragten Ihrer Hochschule und den Vorgaben der Studierendenzusammenschlüsse zu informieren. So bewegen Sie sich auch im digitalen Raum sicher und vermeiden rechtliche Grauzonen, vor allem in Bezug auf die Prüfungsordnung

Welche Vorteile hat es, forschendes Lernen digital zu unterstützen?

Die Unterstützung forschenden Lernens durch Digitalisierung und damit das vermehrte E-Learning war einer der Schwerpunkte der Forschungstätigkeit von FideS (vgl. FideS-Story) und wird in der Zeit von globalen Phänomenen wie Pandemien, der Globalisierung und Digitalisierung immer wichtiger. Wir nehmen jedoch an, dass forschendes „E-Learning nicht ausschliesslich [sic!] „virtuelles“ Lehren und Lernen ist, sondern unterschiedliche methodisch-didaktische und organisatorische Nutzungsformen von ICT innerhalb und ergänzend zur Präsenzlehre umfasst“ (Bachmann & Dittler 2004, S. 2).

Ein Ergebnis aus FideS war jedoch, dass es bisher zwischen den Themen forschendes Lernen und Digitalisierung noch nicht viele Schnittstellen, durchaus aber Anknüpfungspunkte gibt: Forschung findet in vielen Fachgebieten durchaus immer stärker digital unterstützt statt (von der Online-Recherche bis zur Skype-Konferenz) und damit liegen inhaltliche Bezüge auf der Hand, aber auch Aspekte der Vereinfachung von Organisation wie (online-basierte) Kommunikation. So bieten Learning Management Systeme und Plattformen neben einer erleichterten Distribution von Materialien, Feedback, Anregungen sowie Ergebnissen die Möglichkeit, den Austausch unter den Studierenden auch außerhalb von regulären Präsenzveranstaltungen zu fördern. So können „durch den Einsatz von e-Learning 2.0-Tools im Kontext des forschenden Lernens […] die sozialen, produktions- sowie handlungsorientierten Potenziale des forschenden Lernens digital eingesetzt werden“ (Kergel 2015, S. 20).

Ein Manko ist allerdings, dass es noch zu wenig Erfahrung und konkrete Programme gibt, die den Prozess forschenden Lernens mit digitalen Medien unterstützen. Um dies zu ändern, haben wir im FideS-Projekt selbst ein Programm entwickelt, das Prozesse forschenden Lernens unterstützen soll: FL-Trail.

Doch auch „alltägliche“ digitale Instrumente können bereits eine große Unterstützung – auch von forschendem Lernen – im Lehralltag darstellen. An dieser Stelle könnten wir natürlich noch viel mehr Vorteile und Potenziale aufzeigen, möchten diese Vignette aber übersichtlich halten und empfehlen allen, die sich noch weiter einlesen wollen, die folgende weiterführende Literatur:

  • Bachmann, G., & Dittler, M. (2004). Integration von E-Learning in die Hochschule: Umsetzung einer gesamtuniversitären Strategie an der Universität Basel. E-Learning-Strategien und E-Learning-Kompetenzen an Hochschulen, Bielefeld, 47-60.
  • Dehne, J., Lucke, U., & Schiefner-Rohs, M. (2017). Digitale Medien und forschungsorientiertes Lehren und Lernen–empirische Einblicke in Projekte und Lehrkonzepte. In Bildungsräume. Proceedings der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft, 5. bis 8. September 2017 in Chemnitz (pp. 71-83).
  • Kergel, D. (2015). Strategien zur Qualitätssicherung für ein forschendes Lernen mit digitalen Medien. Hamburger eLearning Magazin, 14, 18-21.

Reflexionsfragen

  • In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial zu digitalisieren?
  • Aus welchen Beweggründen digitalisieren Sie Ihre Veranstaltung? (z.B. Impulse aus der Umwelt, akute Defizite, strukturelle Defizite, …)
  • Wo arbeiten Sie selbst in Ihrem Forschungsprozess digital und lassen sich Analogien zum studentischen Forschungsprozess in Ihrer Veranstaltung bilden?
  • Welche Herausforderungen könnten sich durch die Digitalisierung Ihrer Veranstaltung ergeben?
  • Für wie wichtig halten Sie den physisch-persönlichen Kontakt mit den Studierenden und deren Kommunikation untereinander?
  • Welche digitalen Tools und analogen Instrumente könnten den Studierenden zuhause fehlen?
  • Kennen Sie Weiterbildungsangebote zu digitalen Tools, die Sie interessieren könnten oder die für die Studierenden hilfreich wären?

Anreichern und Integrieren – Wie kann (Präsenz-) Lehre ergänzt werden?

Universitäre und andere Beratungsstellen für Digitales um Unterstützung bitten

Versuchen Sie nicht, alle Probleme allein zu lösen. Oft gibt es an den Hochschulen Stabsstellen oder Rechenzentren, die sich genau mit solchen Hindernissen auskennen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie haben den Kopf frei, um Ihre Lehre so gut wie möglich umzusetzen und müssen sich nicht mit Softwareproblemen oder Gerätewartung auseinandersetzen.

Kurse mithilfe von Lernmanagement-Systemen (LMS) ergänzen

Sie können Online-Plattformen zur Informationsweitergabe nutzen, zum Materialaustausch, aber auch als Diskussionsforum und zur Kommunikation (z.B. mit Peer-Gruppen-Feedback etc.). Die meisten Universitäten haben eine solche Plattform eingerichtet – jedoch sind die vollen Potenziale der Plattformen den Lehrenden meist unbekannt.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Die Lernplattformen bieten die orts- und zeitunabhängige Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien. Auch können Sie hier Räume schaffen, in denen Studierende ihre Ergebnisse bereitstellen können und sich gegenseitig Feedback geben, z.B. in einer Art virtuellem Posterrundgang.

Beispiele und weitere Informationen zu LMS finden Sie unter: https://www.e-teaching.org/technik/distribution/lernmanagementsysteme

Fallbeispiele aus Archiven heranziehen

Wenn Sie Fallbeispiele zur Lehre – beispielsweise zur Analyse oder zur Reflexion – heranziehen möchten, können Sie auf Fallplattformen (wie das Kassler Fallarchiv (Schulpädagogik), „Apaek“ der Uni Frankfurt (Pädagogik), „Die retrospektive Fallanalyse“ (Medizin) und weitere Repositorien oder ggf. auch Archive Ihrer Universität) zurückgreifen. Es könnten auch reale Szenarien von den Fallgebenden aufgezeichnet werden, allerdings müssen der Datenschutz und die Einwilligung der Gefilmten gewährleistet werden.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie können auch in Zeiten, in denen kein Zugang zur Praxis besteht, auf diese digital abgebildeten Fälle zurückgreifen. Zudem können Sie bestimmte Themen zielgerichtet bearbeiten, weil Sie auf einen entsprechenden Fall zurückgreifen können. Das ist in der Praxis nicht immer inszenierbar.

Digitale Vorlesungen anfüttern

Auch bei forschendem Lernen braucht es die ein oder andere Einführungs- und Methodenvorlesung, welche ebenso digitalisiert werden kann. Sie können hierfür Ihre Präsentationsfolien nicht nur einsprechen und auf einer Onlineplattform zur Verfügung stellen. Es besteht auch die Möglichkeit, Zusatzfragen, Tests oder ähnliches mit einzubinden, um die Studierenden beim Lernen zu unterstützen und die wichtigen Inhalte so langfristiger zu verankern, damit sie während des Forschungsprozesses auch wirklich zum Tragen kommen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Die Studierenden werden aktiv zum Mitdenken angeregt und verknüpfen das Gelernte besser. Durch die anregenden Fragen können Sie auch die Aktivphasen Ihrer Präsenzveranstaltungen nachahmen.

Autorenwerkzeuge zur Erstellung interaktiver Inhalte einsetzen

Mit sog. Autorenwerkzeugen können Sie z.B. Aufnahmen Ihres Bildschirms (Screencasts) anfertigen und die eigenen aufgezeichneten Lehr-/Lerninhalte auch mit multimedialen Inhalten aufwerten. So können Sie ihre Inputs zum forschenden Lernen, wie z.B. Methodenübungen oder Hinweise zum Erstellen von Präsentationen noch motivierender gestalten.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Mit Autorenwerkzeugen lassen sich multimediale und interaktive E-Learning-Inhalte erstellen. Die so erstellten Inhalte lassen sich beliebig für die nächsten Veranstaltungen wiederverwenden oder anpassen und sprechen das Interesse der Studierenden durch ihre Umsetzung mehr an als übliche Präsentationsfolien.

Beispiele und weitere Informationen zu Autorenwerkzeugen finden Sie unter: https://www.e-teaching.org/technik/aufbereitung/cbt_wbt/autorenwerkzeuge und unter https://www.uni-hamburg.de/elearning/werkzeuge/autorenwerkzeuge.html

E-Propädeutika einsprechen

Für Studierende, die nicht an den Studieneinführungsveranstaltungen teilnehmen oder denen noch Vorwissen zu Grundlagen des forschenden Lernens fehlen, z.B. Grundlagen zu unterschiedlichen Erhebungsmethoden oder ähnlichem, können Sie Handreichungen als E-Propädeutika erstellen. So können die Studierenden bei Bedarf auf die Hinweise als Video oder Audio selbstbestimmt zugreifen – und sie gegebenenfalls auch mehrfach zu Rate ziehen. Außerdem erhöhen Sie so die Vielfältigkeit ihres Angebots und tragen der Diversität der Studierenden Rechnung.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie sparen sich die Zeit, alle Studierenden einzeln abzuholen, und können gleich mit der Umsetzung starten. Studierende, die im Thema nicht so bewandert sind, können sich selbstständig weiterbilden.

Kommunikationssoftware nutzen

Die für forschendes Lernen oft so wichtige Kommunikation zwischen den Studierenden (untereinander wie auch mit Ihnen) kann ebenfalls digital umgesetzt werden. Nutzen Sie dazu die vielfältigen Varianten von Kommunikationssoftware, z.B. Adobe Connect, Skype, die (Video-)Chatfunktionen der LMS u.v.m.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie können virtuelle Räume für Feedbackrunden, Ergebnispräsentationen oder auch zum Diskutieren nutzen und so Austausch auch ohne Präsenzveranstaltungen ermöglichen. Studierende können Kontakt aufnehmen, wenn er dringend notwendig ist. ACHTUNG: Achten Sie bei der Auswahl der Kommunikationssoftware unbedingt auf die datenschutzrechtlichen Vorlagen Ihrer Hochschule.

Beispiele und weitere Informationen zu Kommunikationssoftware finden Sie unter: https://www.e-teaching.org/technik/kommunikation

Zentrale Info-Anlaufstelle einrichten

Sie können einen digitalen „Helpdesk“ schaffen, in dem Informationen gebündelt dargestellt werden, beispielsweise in Form von Erklärvideos oder Wikis. Dort erhalten Ihre Studierenden zentrale und für alle relevante Informationen, z.B. zu organisatorischen Aspekten, Postergestaltung oder Methoden. Auch sind audiovisuelle Werkstätten und didaktische Mediatheken im Sinne des „inverted classroom“ sinnvoll. Beachten Sie dabei, dass ggf. schon solches Material von anderen (als OER) produziert wurde und Sie nicht alles selbst machen müssen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie können sich ganz der Unterstützung des Prozesses forschenden Lernens und den Ergebnissen der Studierenden widmen, ohne ständig Zeit in Zwischenfragen investieren zu müssen.

Digitalisierung zur (Inter-)Nationalisierung nutzen

Die Nicht-Notwendigkeit der Präsenz hört nicht im Radius Ihrer Hochschule auf. Sie können eine Kooperation über Institutionen und Ländergrenzen hinweg starten. Austausch mit Expert_innen und Studierenden weltweit zeigen nicht nur einen Einblick in die (Forschungs-)Praxis, sondern auch, was die digitalen Räume möglich machen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Der (inter-)nationale Austausch trägt nicht nur zur Motivation Ihrer Studierenden bei, sondern gibt Ihnen auch einen Einblick in die Praxis der globalisierten Welt. Auch kann Ihnen die Arbeit erleichtert werden, indem Sie die Veranstaltung nicht alleine, sondern ggf. mit anderen Lehrenden oder Expert_innen durchführen.

Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote nutzen

Die meisten Hochschulen bieten zu unterschiedlichen Tools Weiterbildungen an. Wenn Sie denken, dass Sie noch mehr aus Ihrem Wissen machen können, dann nutzen Sie die Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote Ihrer Hochschule oder des Landes.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie werden dadurch nicht nur Ihr Wissen und Ihre Kompetenzen im digitalen Umgang mit forschendem Lernen stärken, sondern ggf. sogar Methoden oder Materialien an die Hand bekommen, die Ihnen die Planung noch weiter erleichtern. Vielleicht finden Sie auf solchen Veranstaltungen auch Gleichgesinnte, mit denen Sie Ihre Lehre zusammen planen und umsetzen können.

Reflexionsphasen unterstützen

Die u.U. entfallenen Reflexionsphasen aus dem Präsenzstudium sollten natürlich ebenfalls digital ersetzt werden. Hierbei bieten sich sowohl von Ihnen als Lehrende_r entwickelte Fragen an, welche die Studierenden beantworten sollen, als auch Reflexionsmethoden, wie z.B. der Reflexionsleitfaden zu forschendem Lernen (https://uol.de/fileadmin/user_upload/flif/Homepage_neu/Working_Paper/Riewerts_Rubel_Saunders_Wimmelmann_Gesamt.pdf) oder das ALACT-Modell (http://wirtrainieren.de/werkzeugkoffer/media/ Handout-zum-Reflexionskreislauf.pdf).

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Da Reflexion auch außerhalb von festgelegten Zeitrahmen wie Präsenzveranstaltungen stattfindet, kann über digitale Anweisungen sichergestellt werden, dass sie nicht unter den Tisch fällt. Zudem kann auf von Expert_innen entwickelte Reflexionsleitfäden zurückgegriffen werden, sodass Sie sich womöglich sogar Arbeit ersparen können.

Virtuelle Lehre – Wie kann man Präsenz angemessen ersetzen?

Rahmenbedingungen

Soft-/Hardware für forschende Tätigkeiten für die Heimarbeit ausgeben

Wenn Ihre Studierenden im Laufe der forschenden Tätigkeit Soft- oder Hardware für die Arbeit mit Daten benötigen, müssten diese für die Heimarbeit bereitgestellt werden. Oftmals sind Leihgeräte und Lizenzen verfügbar – sprechen Sie Ihr Rechenzentrum oder Ansprechpartner*innen an der Fakultät an.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Studierende können so auch von Zuhause aus Daten erheben und auswerten und sind nicht gezwungen an die Hochschule zu kommen oder ins Rechenzentrum zu gehen. So sind sie in der Lage, ihrer forschenden Tätigkeit ortsunabhängig nachgehen zu können.

Kleingruppen eigene Räume ermöglichen

Schaffen Sie für die Kleingruppen in Ihren Veranstaltungen eigene Räume in Onlineplattformen, in denen sie ungestört und ohne Notendruck arbeiten können. Hier sollten Sie als Lehrende_r möglichst wenig eingreifen (oder auch gar keinen Zugriff haben), was in vielen LMS möglich ist.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Die Studierenden können kommunizieren, ohne Abgabedruck zu verspüren und ohne sich treffen zu müssen, und können Dokumente in Selbstlernphasen in einem sicheren Raum bearbeiten.

Feedback / Strukturierung / Kommunikation

Strukturierende Software nutzen

Sie können die Durchführung Ihrer Veranstaltung durch lehrbegleitende Kommunikations- und Kooperationsplattformen unterstützen. Diese sind – anders als übliche Lehr- und Lernplattformen – teilweise direkt auf den Prozess des forschenden Lernens ausgerichtet und unterstützen Sie nicht nur beim Bereitstellen von Materialien, sondern auch bei der Gruppenbildung oder der Koordination des Feedbacks der Studierenden untereinander.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation: Sie können sich bei der Gruppeneinteilung und der Strukturierung der Durchführung der Forschungsschritte und deren Reflexion durch Programme wie FLTrail helfen lassen. Sie ermöglichen Ihnen eine digitale Seminarleitung, indem Etappen des Forschungsprozesses im Programm vorgeschlagen werden und dadurch strukturiert durch die Studierenden bearbeitet werden können. Sie können so den Prozessfortschritt einsehen und über Deadlines strukturieren, zudem können (Forschungs-)Artefakte ausgetauscht und begutachtet werden.

Beispiele für strukturierende Software sind:

Digitale Sprechstunden ermöglichen

Legen Sie in der Woche einen Termin fest, an dem Sie für eine digitale Sprechstunde in einem bestimmten digitalen Raum (z.B. Zoom, Adobe Connect, oder die Chatfunktionen der LMS…) zu erreichen sind. Viele dieser Kommunikationsplattformen besitzen sogar eine Art „Wartezimmerfunktion“, sodass die Studierenden wie im realen Leben nacheinander an die Reihe kommen können. Selbstverständlich können Sie diese Maßnahme auch zur Anreicherung Ihre Präsenzlehre nutzen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Diese Sprechstunden können genutzt werden, um Probleme zu beheben, die die Studierenden am Arbeiten hindern, z.B. Softwareprobleme. Auch können technische Anleitungen zur Verfügung gestellt werden, die es meist bereits von den Anbietern der Onlineplattformen gibt. So müssen Sie weder an der Hochschule präsent sein noch wenden sich die Studierenden vereinzelt mit Fragen rund um Technik-Probleme an Sie.

E-Tutor_innen einsetzen

Sie können auch e-Tutor_innen als Teambegleiter_innen einsetzen. Diese beobachten den Prozess, indem sie regelmäßig Rücksprache mit den Studierenden halten und Ihnen in regelmäßigen Abständen Feedback zu Gruppenverhalten und dem Forschungsprozess geben.

Nutzen für die Fallvignettensituation:
Die e-Tutoren übernehmen die Rolle der Feedbackgebenden. Dadurch werden Unterschiede oder gar Defizite explizit und die Studierenden können sich entscheiden, wie sie weiter vorgehen wollen. Außerdem können sie Ihnen Arbeit abnehmen, indem sich die Tutor_innen mit digitalen Umsetzungsproblemen auseinandersetzen.

Prüfen

Digitale Prüfungsformate einrichten

Sie können das Erstellen eines e-Portfolios durch die Studierenden anregen und es als Forschungstagebuch/Feldtagebuch und gleichzeitig Prüfungsartefakt nutzen. Studierende können semesterbegleitend ein e-Portfolio (z.B. in Form eines Blogs) anlegen, für das Sie anfänglich die Struktur festlegen: Es kann beispielsweise zu Dokumentations-, Planungs- und Reflexionszwecken genutzt werden und viele verschiedene Medienformate enthalten (Podcasts, Poster, Videos, Exposés, …). Eine weitere Herangehensweise könnten Ergebnispräsentationen in Form von Audio-Guides oder einer digitalen Landkarte sein, um diese einem breiteren, auch nicht-fachwissenschaftlichen Publikum zugänglich zu machen.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Die Studierenden können die strukturierenden Elemente eines solchen digitalen Prüfungsformats für den laufenden Prozess nutzen und werden immer wieder zur Reflexion angeregt. Außerdem bildet diese prozessbegleitende Prüfungsform besser das forschende Lernen ab und produziert Ergebnisse, die über die Veranstaltung hinaus relevant sein können.

Weitere Tipps & Tricks

Open-Access-Magazine als Veröffentlichungsmedien nutzen

Für die Präsentation und Veröffentlichung der Ergebnisse der Studierenden können Sie auch studentische oder Open-Access-Magazine nutzen, wie z.B. „Forsch!“. Weiterhin kann es sinnvoll sein, (vor der Einreichung oder generell) ein Online-Review-Verfahren zu simulieren, wie sie für Veröffentlichungen in Magazinen üblich sind.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Zunächst wird dem Prinzip des forschenden Lernens Folge geleistet, dass studentische Ergebnisse möglichst veröffentlicht werden sollten. Weiterhin kann es für die Studierenden sehr motivierend sein, ihre Ergebnisse publiziert zu sehen (statt in einer Schublade verschwinden) und sie lernen dabei, auf welche Aspekte bei Einreichungen geachtet werden muss. Zu beachten ist, dass die Ergebnisse keine üblichen Hausarbeiten sein sollten, da eher Paper-Formate eingereicht werden.

Preise für gute digitale Lehre ausstellen (für Koordinierende)

Um auch die Motivation Ihrer Kolleg_innen und der Studierenden hoch zu halten und sie zur Umsetzung anzuregen, können Preise für besonders gelungene Konzepte digitaler Lehre ausgezeichnet werden.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Nicht nur die Lehre profitiert davon, wenn sie aufgrund guter Umsetzung mehr gefördert wird. Gerade die Vielfalt von digitalen Lehrformaten beflügelt die Umsetzungsvarianten an Hochschulen. Dies wirkt sich sowohl für die Lehrenden als auch für die Studierenden positiv aus.

„Digitale Überflieger“ teilhaben lassen

Studierende mit hoher Medienkompetenz können Sie an der Ausgestaltung Ihrer digitalen Veranstaltungen teilhaben lassen und auch auf ihre Wünsche und Verbesserungsvorschläge eingehen, damit sie nicht unterfordert sind und gleichzeitig alle davon profitieren.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Einerseits sparen Sie sich eigene Arbeitsschritte, andererseits werden Studierende so an der digitalisierten Ausgestaltung der Lehre ihrer Hochschule beteiligt, was die Motivation erhöhen kann. Zudem erleben die Studierenden, dass ihr Beitrag tatsächlich nützt und gesehen wird.

Auf bestehendes Material zurückgreifen

Nutzen Sie bereits vorhandene (Info-)Materialien, z.B. Anleitungen von Programmierern, Simulationen auf YouTube, Wikis von Kolleg_innen Ihrer (oder anderer) Hochschule(n) oder lassen Sie sich von Studierenden bei der Erstellung solcher Hilfen unterstützen. Es gibt schon vieles als OER, Sie müssen das Rad im Regelfall nicht nochmal ganz neu erfinden. Außerdem lassen sich bei OER oder CC-lizensierten Materialien auch oft nur Teile nutzen, sodass Sie sich Ihre passenden Unterlagen zusammenstellen können.

Nutzen dieser Maßnahme für die Fallvignettensituation:
Sie sparen sich Zeit und Mühe bei der Bereitstellung von Hilfen für die Studierenden und auch für sich selbst, indem Sie im Vorfeld dazu recherchieren. Somit haben Sie mehr Zeit für die Betreuung der Studierenden im Prozess und bei der Auswertung der Produkte.

  • FideS-Team
  • Projekt FideS - Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase
  • 2020
  • Wieder ein neues Semester. Ihre Hochschule fordert, den digitalen Wandel endlich auch aktiv zu beleben und in der Lehre umzusetzen. Auch Ihr Kollege meinte, dass sich die Arbeit durch digitale Tools deutlich vereinfachen ließe. Außerdem sind Sie umgezogen, haben eine weitere Pendelstrecke als zuvor und möchten daher Ihre Präsenzzeit an der Hochschule möglichst minimal gestalten. Doch forschendes Lernen möchten Sie auch weiterhin umsetzen. Jetzt stellt sich die Frage, wie Sie es digital unterstützen können…

  • Fallvignette
  • Deutsch
  • CC BY SA (unsere Empfehlung: Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)
  • Preiß, J., Bartels, M., Herrmann, A.-C., Krein, U., Lübcke, E. & Reinmann, G. (2020). Forschendes Lernen in Zeiten der (physischen Distanzierung und) Digitalisierung. Hamburg; Kaiserslautern; Potsdam: Projekt FideS-Transfer.
  • übergreifend